erschienen in „Geflügelzeitung“
Sieben verschiedene Farbvarianten der Plymouth Rocks sind in Deutschland anerkannt. Der weiße ist einer der ältesten Farbenschläge überhaupt und wurde vom Sonderverein der Plymouth Rocks für die nächsten 2 Jahre in den Mittelpunkt der Vereinsarbeit gestellt.
Die Geschichte
Die weißen Plymouth Rocks sind eine rein amerikanische Züchtung. Halten wir uns die bekanntesten Geflügelrassen der Amerikaner vor Augen, erkennen wir ziemlich schnell, worauf bei ihrer Erzüchtung besonderer Wert gelegt wurde. New Hampshire, Rhodeländer, Wyandotten, aber auch die Plymouth Rocks, verbindet in allen Fällen den Typ der Zwiehuhnrassen, d.h. überdurchschnittliche Legeleistung und gute Mästbarkeit. Speziell die Hähne wurden auf diese Weise sinnvoll genutzt. Zu Gute kommt hierbei das weiße Gefieder, der gelbe Schlachtkörper, schnelles Wachstum und Leistungskraft. Damit liegen sie bei den alternativen Geflügel-Haltungen voll im derzeitigen Trend der Selbstversorgung.
Bei den Rassegeflügelzüchtern und Ausstellern ist dieser Farbenschlag zzt. nicht gerade angesagt. Die aufwendige Ausstellungsvorbereitung mit dem Waschen der Tiere, ohne die einfach keine Schauerfolge möglich sind, trägt sicher dazu bei. Hinzu kommen natürlich die bekannten Nachteile, die eine Haltung von großen Hühnern gegenüber Zwerghühnern hat, denn Transport zu den Ausstellungen, Futter- und Platzbedarf sind nicht zu unterschätzende Faktoren und sollten bei einer Zuchtplanung im Vorfeld berücksichtigt werden.
Auf eine über 100-jährige Tradition kann diese Rasse zurückblicken, und besonders in den wirtschaftlich schlechten Zeiten, z. B. nach den beiden Weltkriegen, waren sie gut verbreitet und bei der Landbevölkerung sehr beliebt. In den frühen Jahren des letzten Jahrhunderts bestand sogar ein eigenständiger SV, dessen Spur sich allerdings in den dreißiger Jahren verliert. Mit unserer Aktion wollen wir die weißen Plymouth Rocks bei den Sonderschauen gezielt fördern, dazu gehört ein Standgeldzuschuss bei der HSS sowie ein extra angefertigtes Plymouth-Band, das auf der HSs 2011 vergeben wird. Des Weiteren sind unsere aktiven Züchter angehalten, werbewirksam Stämme oder Volieren bei den Großschauen zu präsentieren. In den kommenden Jahren wird eine Züchterliste erstellt und jährlich aktualisiert, die kostenlos angefordert werden kann.
Natürlich verfolgen wir mit diesen Aktivitäten auch eigennützige Ziele, wir wollen neue Züchter und Mitglieder für unseren SV gewinnen und wir wollen nicht organisierte Halter ansprechen und eventuell mit Zuchttieren versorgen. Vielleicht können wir auch auf diese Art später profitieren und den einen oder anderen motivieren im SV bzw. in der Rassegeflügelzucht mitzuarbeiten.
Typische Rassemerkmale
Form, Feder, Farbe – ganz einfach und genau in dieser Reihenfolge, so die Gewichtung der Attribute. An vorderster Stelle die Form, schließlich muss sich der Plymouth klar von seinen weißen Mitbewerbern aus dem Lager der New Hampshire und Barnevelder abheben. Der Rumpf als angehobenes Rechteck bildet den Grundstock der typischen Plymouth-Form. Die Brust ist gut gerundet, nicht mehr und nicht weniger – tiefe Brustpartie ist weder im Standard gefordert noch gewünscht. Die Rückenlinie beginnt nach dem vollen Halsbehang leicht ansteigend und geht in die volle Schwanzpartie über. Der höchste Punkt ist unmittelbar vor dem Schwanzende erreicht und das bitte ohne Unterbrechung und nicht hohl sondern gerade oder lieber eine Idee gewölbt. Der Anblick einer perfekten Rückenlinie ist voller Eleganz und lässt das Tier sofort als Plymouth erkennen. Aber lang muss er schon sein der Rücken, ein Rechteck eben. Jedoch ist Vorsicht geboten, denn bei zu weit durchstoßenden Steuerfedern wird nur ein langer Rücken vorgetäuscht. Im Idealfall ist die Lage der Steuerfedern ähnlich einer Dacheindeckung, gleichzeitig werden diese von breiten Deckfedern fast komplett abgedeckt. Jalousienartige Lage und offenen Schwanz will niemand.
Vor und hinter den Läufen muss noch was vom Körper zu sehen sein, dann kommt die Unterlinie richtig zur Geltung.
Bestehen hier Defizite, ist das Rechteck nicht machbar und die Unterlinie erscheint dreieckig und ist völlig untypisch für die Rasse. Von oben betrachtet wird Breite gefordert, nicht bloß über den Schultern, die Breite soll so gut es geht über den Rücken bis zum Schwanzende anhalten. Eng zusammen liegende Steuerfedern, egal ob von oben oder von der Seite betrachtet, sind völlig untypisch und unbrauchbar. Der schönste oder besser gesagt standardgerechteste Rumpf nützt natürlich nur wenig ohne einen freien Stand – angesagt sind mittellange Läufe und Schenkelfreiheit. Kurze Stummel, versunken im weichen und üppigen Schenkelgefieder, passen nicht zum Plymouth. Hier dürfen keine Kompromisse gemacht werden. Die Läufe zeigen satt gelbe Farbe und die Körperhaltung wird unbedingt waagerecht erwartet, alles andere zieht Punktabzug nach sich.
Federqualität ist entscheidend
Ein weiterer Zuchtschwerpunkt der Plymouth Rocks ist die Feder. Breit, gesund und mit nicht zu hohem Flaumanteil soll sie sein. Einer schmalen Feder muss in schärfster Form entgegen gewirkt werden. Wer breite Federn in den Schwingen hat, hat auch in der Breite der Steuerfedern und in den Abdeckfedern die Nase vorn. Je breiter desto mehr wird im Abschluss abgedeckt, und umso breiter wirkt das ganze Tier. Aber bitte auf die Länge der Hand- und Armschwingen achten, hier ist weniger mehr. Ist die Schwingenfeder zu lang, stößt auch die Steuerfeder zu weit durch.
Das Schenkelgefieder in seiner Üppigkeit bereitet oftmals Schwierigkeiten, zumal dieser Umstand durch das Waschen der Tiere noch gefördert wird. Beim Schaufertigmachen kann hier etwas nachgeholfen wer-den, putzen ist schließlich erlaubt, züchterische Lösungen erscheinen mir aber eleganter. Den Faktor Feder sollte man nicht unterschätzen, er ist maßgeblich verantwortlich in der Ausprägung der typischen Form. Farblich wird das Gefieder rein weiß gefordert. Gelben Anflug will keiner sehen und ist in den Zuchten auch nicht verankert. Wer aber grau und verschmutzt bei einem Schönheitswettbewerb daher kommt, sollte sich nicht wundern, wenn es mit der Bewertung nach unten geht.
Im Idealfall ist der Kamm stabil und nicht allzu groß, die Zacken sind breit angesetzt und nicht zu tief geschnitten. Harmonisch muss das Bild aussehen, dies gelingt mit vier oder fünf Zacken eigentlich immer.
Die Kammfahne folgt der Nackenlinie. Ist die Fahne mal nicht optimal ausgeformt, bitte nicht gleich überziehen, es gibt Wichtigeres. Gleiches gilt für die Kehllappen, gefordert wird ein länglich runder Kehllappen ohne Querfalten, doch eine kleine Längsfalte sollte keinen von einer hohen Bewertung abhalten. Viel wichtiger, und dies steht in keinem Lehrbuch oder Standard, ist der Ausdruck, den der Kopf eines vitalen Tieres vermitteln sollte. Vitalität, Lebenskraft auch eine Portion Aggressivität müssen hier zum Ausdruck kommen. Solche Hähne sind für die Zucht wertvoll, auch wenn der Kehllappen mal eine kleine Falte wirft. Prämierte Tiere sollen doch vitale Zuchttiere sein und keine Feiglinge mit wunderschönen zarten, faltenfreien Kopfpunkten. Die Augenfarbe wird in der Farbskala von orange bis rot erwartet, alles andere wird im Hinblick auf die Wertung eines Tieres ganz unten angesiedelt und verbittet sich vor einer weiteren Verwendung.
Leistungsdaten
Bezüglich der wirtschaftlichen Leistungen unserer Plymouth Rocks kann ich mich auf verlässliche Aufzeichnungen unseres Zfr. E. Lühnsdorf beziehen. Er züchtet die Weißen seit 1965 und war in dieser Zeit sehr aktiv, unter anderem als Vorsitzender der SZG Plymouth Rocks und deren Zwerge. Von großem Wert sind seine Aufzeichnungen der letzen 12 Jahre. Oft klafft ja zwischen Wunschdenken und Wirklichkeit eine nicht unerhebliche Lücke. Im Mittel betrug die Legeleistung 157 Eier. Die Befruchtung (über 90%) und der Schlupf (67%) sind meiner Meinung nach schon sehr gute Leistungsmerkmale und können zufrieden stel-len. Begeistern konnte auch das durchschnittliche Gewicht der Eier, 2008 lag dieses bei 65,7g
Diese Daten sind wertvolle Hinweise auf die Leistungskraft der Rasse, sicherlich ist durch eine breitere Zuchtbasis, durch Austausch von Tieren oder spezielle Selektion noch vieles mehr möglich. Auch sind Haltung, Fütterung, Umwelt und Pflege nicht zu unterschätzende Faktoren, um ein optimales Leistungs-Ergebnis abrufen zu können.
Wir möchten in diesem Beitrag, wie bereits erwähnt, auch den nicht organisierten Halter oder Züchter ansprechen, der des Eies wegen, des Bratens oder aus welchen Beweggründen auch immer, sich mit Geflügel befassen möchte. Ich denke bei den weißen Plymouth Rocks und ihrem zutraulichen, selbstbewussten Wesen sind sie bestens aufgehoben.
Jede Rasse hat ihre Vorzüge und auch Nachteile, beides wurde hier angesprochen, Positives betont aber auch Negatives nicht verschwiegen. Natürlich ist das Waschen von 4 kg schweren Hähnen mit einem besonderen Aufwand verbunden, wer sich aber erst einmal in eine Rasse verliebt hat wird diese Mehrbelastung gerne in Kauf nehmen.
Unter www.plymouth-rocks.de präsentiert sich der SV auch in den modernen Medien – einfach mal anklicken und rein-schauen. Dort finden Sie auch Züchteradressen. Selbstverständlich hilft auch der Autor unter 06162-3262 gerne beim Start und Zuchtaufbau.
Autor: Volker Lortz